Die ladinische Bevölkerung war eine der ersten, die die dolomitische Region bevölkert hat, auch aus Selbsterhaltungstrieb. Zu einem großen Teil verdanken wir ihr, bis in die Gegenwart hinein, die Pflege und Erhaltung eines nahezu intakten und noch relativ wenig bevölkerten Gebietes. In den Jahrhunderten des menschlichen Lebens und seiner Geschichte hier, deren Spuren bis in die Bronzezeit zurückreichen, haben die Ladiner allmählich ihre eigene Kultur und Identität entwickelt. Diese Identität begann sich als "ladinisch" zu definieren und trennte sich von der breiteren und allgemeineren rätischen Identität, mit der die Alpenbewohner bereits um das fünfte Jahrhundert v. Chr. identifiziert wurden, und erzeugte und vertiefte gleichzeitig eine Kultur, die sich deutlich von der der nördlicheren Völker unterschied. Die römische Herrschaft, von Oktavian beschlossen und von den Armeen seiner Stiefsöhne Drusus und Tiberius umgesetzt, sowie die militärischen Siedlungen und die Verbindungswege zum heutigen Deutschland, wie die berühmte Via Claudia Augusta, revolutionierten auch das Sozial- und Wirtschaftssystem der Ladiner, bauten es von der Landwirtschaft auf das Handwerk aus, führten ein neues Rechtssystem ein, verbesserten die wirtschaftliche Situation und änderten durch den Einfluss des Lateinischen sogar die Sprache.
Spätere Ereignisse und historische Umbrüche haben nicht nur Menschen zusammengebracht, sondern unter diesen Menschen auch Spaltungen und Trennungen geschaffen, die manchmal das Gefühl der Identität eingeschläfert haben; es verschwand jedoch nie völlig, denn es wurde durch eine Kultur, die die Sensibilität der Ladiner für bildende Kunst, Musik, Literatur und sogar Architektur allmählich verstärkt hat, genährt und ständig am Leben erhalten und schuf so ein starkes Band der Identität, sowohl zwischen den Menschen, die jahrhundertelang durch Kriege, Diktaturen, Politik und Regierungen getrennt wurden als auch zwischen den einzelnen Generationen.
Das "Museum Ladin" mit Sitz im antiken "Ciastel de Tor" in San Martin präsentiert heute umfassend die ladinische Geschichte und Kultur, während das sich auch in San Martin befindliche Ladinische Kulturinstitut "Micurà de Rü" um die wissenschaftlichen, künstlerischen, kulturellen Aktivitäten und deren Verbreitung sowie um den Ausbau der Beziehungen kümmert. Die "Usc di Ladins", eine Wochenzeitschrift in ladinischer Sprache, die ebenfalls an der Spitze der digitalen Medien steht, vervollständigt das kulturelle Informationsangebot, indem sie praktisch alle ladinischen Haushalte sowie Ihre Tablets bzw. Smartphones erreicht.
Die Muttersprache ist das erste soziale und kulturelle Glied eines Volkes, das man von Geburt an lernt und dasjenige, das instinktiv den ersten Freundeskreis umschreibt. Verwendung, Schutz und Erhaltung des Ladinischen stellen auch das erste Identitäts- und Verbindungsmerkmal der Menschen dar, die es sprechen. Diese Sprache, die heute über tausend Jahre Geschichte und Entwicklung aufweist, bildet da keine Ausnahme und vertraut seit fast einem halben Jahrhundert ihren Schutz den vernetzten kulturellen Einrichtungen an, auch wenn sie sich an den unterschiedlichsten Orten befinden. In Südtirol ist das Kulturinstitut Micurà de Rü Ladin in San Martin der wichtigste Bezugspunkt für das Ladinische im Grödner- und Gadertal. Seine wissenschaftlichen Studien und seine für Interessierte gut ausgestattete und dokumentierte mehrsprachige Bibliothek stehen all jenen zur Verfügung, die das Sprachstudium vertiefen oder einfach nur darüber nachlesen wollen.
Bun de - Buon giorno – Guten Tag
bun domisdé - Buon pomeriggio
Bona sёra, bona net – Buona sera, buona notte – Guten Abend, gute Nacht
A s’odёi – Arrivederci – Auf Wiedersehen
Iolan – Grazie - Danke
Co aste pa ennom? – Come ti chiami? Wie heißt du?
Co vara pa? – Come stai? - Wie geht’s dir?
Ara va bun - Sto bene – Mir geht’s gut.
Inspiriert von zahlreichen uralten und vorwiegend bäuerlichen, also typisch bodenständigen Gerichten, schafft es die ladinische Küche im Laufe der Zeit mit ihrer unbestrittenen Natürlichkeit weiterhin auf allen Tischen einen guten Eindruck zu machen. Die Gerichte, die es auch in ihren verschiedenen, manchmal von Ort zu Ort variierenden Zubereitungsformen zu entdecken und zu probieren gilt, faszinieren die Feinschmecker und erobern immer wieder eine Reihe von Fans. Die "Panicia" (Gerstensuppe) in einer Schüssel aus Brot oder die "Canci", die weißen (blanc) oder auch roten (checi) kleinen Ravioli, zu genießen, bleibt z.B. zusammen mit einem Enneberger Wildgericht ein Erlebnis, das selbst den anspruchsvollsten Gaumen zufriedenstellt. Und vergessen Sie nicht, die Kreationen der jungen Köche zu probieren, die in einem modernen Stil, mit Fantasie, neuen Kombinationen und exzellentem Geschmack wiederentdecken, was einst die Küche der Großmutter war. Und selbst die "Michelin"-Sterne sind im Gadertal zu Hause!
Alle Zutaten mischen und eine Viertelstunde zu einem glatten, elastischen Teig verarbeiten. Ca. 20 Minuten gehen lassen. Den Teig in 60-Gramm-Stücke schneiden und mit einem Nudelholz auf 1 cm Durchmesser ausrollen. Die "Crosti" auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und weitere 10 Minuten gehen lassen. Bei 180°C ca. 10-12 Minuten backen. Sobald sie aus dem Ofen kommen, mit Zuckerwasser bepinseln.
Zutaten für ca. 30 Crosti:
1 kg Mehl, 50 g Bierhefe, 100 g Butter, 3 EL Öl, 200g Salzkartoffeln, 100 g Rosinen, 1 geriebene Zitronenschale, 2 EL Rum, 2 Eier, 100 g Zucker, 1 TL Salz, 250 ml Milch, 1 TL Vanillezucker, 1 TL Anis.
Aus den Zutaten einen festen Teig zubereiten und eine Stunde abgedeckt ruhen lassen.
Eine 5 cm dicke Rolle formen, in Scheiben schneiden und zu dünnen Teigblättern ausrollen, im Durchmesser etwa so groß wie eine Handfläche.
Natürlich können Sie auch Teigblätter mit der Nudelmaschine formen und dann Kreise von ca. 12 cm Durchmesser ausschneiden. Mit der Füllung bestreichen, mit einem zweiten Teigblatt bedecken und die Ränder zum Verschließen gut zusammen drücken. Zum Schluss die Tultres in heißem Öl frittieren. Die häufigsten Füllungen bestehen aus Sauerkraut, Ricotta und Spinat oder Kartoffeln und Ricotta.
Zutaten für den Teig (für 4 Personen):
250 g Roggenmehl, 250 g Weizenmehl, 1 Ei, eine Prise Salz, Milch nach Geschmack, 1 Tropfen Öl
Milch, Joghurt, Hefe und 100 g Mehl mischen und ca. 10-15 Minuten gehen lassen. Restliches Mehl, Öl, Eier und Salz zugeben und gut durchkneten.
Zugedeckt noch eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Den Teig ca. 2,5 cm dick ausrollen und mit einem Glas oder einer runden Form Kreise von ca. 10 cm Durchmesser ausschneiden.
Die Teigscheiben vorsichtig ziehen, sodass sie in der Mitte dünn werden, aber an den Rändern dicker bleiben. In heißem Öl auf jeder Seite ca. 2 Minuten backen. Zum Schluss einen großzügigen Löffel Hirsch- oder Rehragout in die Mitte der "Knieküchle" geben und servieren.
Die Knieküchle können auch mit Tomatensauce, Pilzen und Preiselbeermarmelade serviert werden.
Zutaten für 4 Personen:
600 g Mehl (00), 2 Eier, ein halbes Glas Öl, 250 ml Milch, 40 g Bierhefe, eine Prise Salz, 125 g Naturjoghurt
Im Laufe der Jahrhunderte haben die manchmal wilde und manchmal wohlwollende Natur, die Religion und der Sinn für Schönheit, der einigen Menschen angeboren zu sein scheint, die künstlerische Ader geformt, die die ladinische Bevölkerung sogar von den Menschen unterscheidet, die unmittelbar an ihr Land grenzen. Die Notwendigkeit, die Bedürfnisse des Alltags mit handwerklichem Geschick zu befriedigen, hat zu einem florierenden künstlerischen Handwerk geführt, mit Schmiedeeisen, Holzgegenständen und Möbeln, die im Laufe der Zeit allmählich an Wert gewonnen haben, während die langen Winterabende, religiöse Veranstaltungen und die in der Natur schwebende Mystik für die Entwicklung der Musikalität und bildenden Kunst sowie der Literatur und des Theaters gesorgt haben. Es fehlt wirklich an gar nichts und der Verband der ladinischen Künstler EPL (Ert por i Ladins) sowie das Ladinische Kulturinstitut Micurá de Rü in San Martin sind die unbestrittenen Eckpfeiler: Ausstellungen, Aufführungen und Veranstaltungen finden regelmäßig im gesamten Gebiet statt. Fragen Sie uns nach dem Kunst-Veranstaltungskalender im Tourismusbüro.
Das Land der Ladiner ist ein Land der Künstler. Facettenreich. Und international. Das bestätigen Namen wie Gilbert & George, Aldo Canins und viele, viele andere! Wir können den Ursprung des künstlerischen Geistes, den Ladinien erfolgreich der ganzen Welt präsentiert und der auch in den sehr begabten jungen Generationen weiterhin floriert, nicht erklären - wir hätten auch nicht die Voraussetzungen dazu.
Wir möchten aber auf ein bedeutendes künstlerisches Projekt hinweisen, das in St. Martin in Thurn entstanden und nun schon seit einiger Zeit besteht: das Tal der Kunst, auf Ladinisch "Val dl'Ert".
Worum geht es? Die Idee an sich ist komplex, das Ergebnis dafür einfach und extrem interessant. Das "Val dl'Ert" ist eine Dauerausstellung, eine Freiluftgalerie und gleichzeitig ein Spaziergang sowie ein lehrreiches Vergnügen. Außerdem ist das "Val dl'Ert" ein Theater und eine Eventlocation unter freiem Himmel, die man zu Fuß erreicht und betritt. Das Ganze im Herzen der Dolomiten und der ladinischen Wälder, die als Seitenwände, Bühnenbild und Kulisse dienen. Das Projekt entspringt dem Wunsch und der Notwendigkeit, einen dauerhaften Ausstellungsort für die internationalen Werke und Skulpturen zu finden, die aus verschiedenen Ausgaben der SMACH - Constellation of art, culture & history in the Dolomites - erworben wurden. Die SMACH-Biennale ist ein internationaler Wettbewerb mit Ausstellung der Werke in rund zehn verschiedenen Ortschaften des Gadertals. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die Freiluftausstellung dieser Werke ist man ca. 30 Minuten Gehminuten von St. Martin in Thurn, in einem kleinen Tal, fündig geworden. Die Veranstalter haben das Potential der Location sofort erkannt und die Verwandlung vollzogen - das "Val dl'Ert" ist zu einem fruchtbaren Dialog mit anderen Themen und künstlerischen Ausdrucksformen geworden, ein von den sieben Musen inspirierter roter Faden, eine Reise auf den Spuren der ersten Kunstwettbewerbe. Ein alternatives und erfolgreiches Projekt - so wie das künstlerische Talent der Ladiner.